Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V.

Verband allein erziehender Mütter und Väter
Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Kinderbetreuung
in Randzeiten

Kinderbetreuung
in Randzeiten

Fachkräfte gewinnen durch Kinderbetreuung in den Randzeiten

Berufstätigkeit und Familie zu vereinbaren, ist eine enorme Herausforderung für alle Eltern. Alleinerziehende ohne privates Betreuungsnetzwerk werden dabei vor unlösbare Aufgaben gestellt, insbesondere in den systemrelevanten Berufen mit Schichtbetrieb im Dienstleistungsbereich, im Handel oder in der Pflege. Die Arbeitszeiten dort sind einfach nicht mit den gängigen Betreuungszeiten vereinbar. Die Folge: Das Fachkräftepotenzial der Alleinerziehenden geht verloren, ihre Familien sind abhängig von SGB-II-Leistungen, ihre Kinder sind von Armut bedroht.

Welche gesetzlichen Voraussetzungen braucht Betreuung in den Randzeiten?

Welche gesetzlichen Voraussetzungen braucht Betreuung in den Randzeiten?

Im Rahmen eines Werkstattgesprächs haben wir gemeinsam mit Expert*innen aus der Praxis, aus Wissenschaft, Verbänden und Politik diskutiert, welche Weichen im NRW-Kinderbildungsgesetz (KiBiz) für eine verlässliche und kindgerechte Randzeitenbetreuung gestellt werden müssen.

  • Es braucht einen Qualifizierungsrahmen für die Randzeitenbetreuung, der sowohl vom Umfang als auch vom Inhalt auf die Bedarfe der Kinder in den Randzeiten angepasst ist.
  • Die Vergütung der Betreuungspersonen muss praxistauglich angepasst werden.
  • Eine Fachberatung ist zwingend vorzugeben und mitzufinanzieren.
Download Dokumentation

Hintergrund-Informationen zu Alleinerziehenden

  • Jede fünfte Familie ist Alleinerziehend.
  • 88% aller Alleinerziehenden sind Frauen.
  • 43% der Alleinerziehendenfamilien in NRW auf SGB-II-Leistungen angewiesen.

Arbeitssituation von Alleinerziehenden

  • 24% der alleinerziehenden Mütter haben keinen beruflichen Abschluss.
  • 38% von ihnen arbeiten unterhalb ihrer Qualifikation.
  • Sie sind häufiger befristet beschäftigt als Mütter in Paarfamilien.

Projekt zur Randzeiten-Betreuung: Sonne, Mond und Sterne

Das Projekt „Sonne, Mond und Sterne“ führen wir in Essen seit 2014 durch. Das Projekt arbeitet auf der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Arbeits- bzw. Fachkräfteförderung.

Der Film zeigt, wie das Projekt arbeitet.

Wie funktioniert das Projekt Sonne, Mond und Sterne?

Sonne, Mond und Sterne ermöglicht Alleinerziehenden, existenzsichernd arbeiten zu gehen, indem es die  Kinderbetreuung außerhalb der üblichen Öffnungszeiten von Kita und OGS im Haushalt der Eltern durch individuelle, ergänzende Betreuung sicherstellt – frühmorgens ab circa 5 Uhr, nachmittags/abends bis circa 23 Uhr, nachts oder auch am Wochenende. Die Betreuer*innen kommen in den Haushalt, versorgen die Kinder und übernehmen Bring- und Holdienste von und zur Kita beziehungsweise OGS.

Die Betreuung erfolgt als Tandemleistung. Eine pädagogische Fachkraft ist im engem Austausch mit der Familie, koordiniert die Einsätze, sucht und schult die Betreuungskräfte und gewährleistet so bestmöglich den Kinderschutz.

Finanziert wird das Projekt aus kommunalen Jugendhilfemitteln und Kinderbetreuungszuschüssen aus dem SGB II (§16 a und g).

Wie wirkt Sonne, Mond und Sterne?

Jetzt, wo seine Mutter Krankenpflegerin ist, möchte Nelson Arzt werden

Jetzt, wo seine Mutter Krankenpflegerin ist, möchte Nelson Arzt werden

“Das ist das, warum wir dieses Projekt machen. Damit diese Kinder eine Chance haben, nicht in einem armen Haushalt groß zu werden, sondern zu sehen: Meine alleinerziehende Mutter, mein alleinerziehender Vater kann arbeiten gehen, kann mit dem Geld, was er/sie verdient, unsere Familie ernähren – und es gibt einfach so viel Hoffnung in den Familien.“ – Nicola Stroop, VAMV NRW

Aida ist müde nach ihrem Frühdienst

Aida ist müde nach ihrem Frühdienst

Noch vor der Arbeit im Krankenhaus hatte sie nachts für ihr Examen als Kranken- und Gesundheitspflegerin gelernt.

Von den bislang 66 betreuten Familien konnten 25 Alleinerziehende eine Ausbildung abschließen. 40 Teilnehmer*innen konnten durch das Projekt den SGB II-Bezug verlassen bzw. verhindern, da sie wieder eine Arbeit aufnehmen konnten oder sie nicht aufgeben mussten.

Rita hat Aidas Kinder Nelson und Lynn vor der Schule betreut.

Rita hat Aidas Kinder Nelson und Lynn vor der Schule betreut.

Sonne, Mond und Sterne verbindet eine individuelle und damit möglichst kindgerechte (Zusatz-)Betreuung mit hohen arbeitsmarktpolitischen Erfolgsquoten und ermöglicht so eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Ergebnisse des Transferprojekts 2019-2022

Ergebnisse des Transferprojekts 2019-2022

Im Rahmen eines Transferprojekts wurden Akteure aus 33 Kommunen begleitet.

Ergebnis: Es gibt derzeit kein übertragbares und nachhaltiges Finanzierungskonzept für eine Randzeitenbetreuung im Haushalt der Eltern. Das steht einer flächendeckenden Skalierbarkeit der Projektidee von „Sonne, Mond und Sterne“ entgegen.  

Um ein Finanzierungskonzept übertragbar und nachhaltig zu gestalten, muss es eine öffentliche Finanzierung geben. Diese kann nicht auf rein kommunalen Füßen stehen. Es sollten Landes- und Bundesmittel zumindest flankierend eingesetzt werden können. 

Ein nachhaltiges und übertragbares Finanzierungskonzept sollte außerdem eine Kofinanzierung von Jugendhilfe und Arbeits-/Fachkräfteförderung sein. Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewegt sich in der Schnittmenge beider Felder und spricht beide Zielsysteme gleichermaßen an. Schließlich sollten auch die Arbeitgeber in die Finanzierung mit eingebunden werden können.

Download Transferbericht