30.03.2021
Neue Pflegekräfte durch Einsatz von Kinderfeen
Essen, 30.03.2021 Am 1. April starten vier alleinerziehende Mütter in Essener Krankenhäusern als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und verstärken dort das Pflegepersonal. Dank des Einsatzes von Kinderfeen des Verbands für allein erziehende Mütter und Väter Landesverband NRW (VAMV NRW) konnten die Mütter ihre Ausbildung im Schichtdienst machen – ohne sich Sorgen um die Betreuung ihrer Kinder zu machen, auch wenn sie Früh-, Spät- oder Nachtschicht hatten.
„Die abgeschlossenen Ausbildungen der vier alleinerziehenden Mütter und der direkte Übergang in die Festanstellung sind ein toller Erfolg für die Frauen. Sie sind jetzt nicht mehr abhängig von Transferleistungen, sondern gesuchte Fachkräfte“, sagt Antje Beierling, Vorstand beim VAMV NRW. „Aber auch die Stadt Essen hat gewonnen. Sie hat in die ergänzende Kinderbetreuung investiert und motivierte Pflegefachkräfte bekommen.“ Und mehr noch: Modellrechnungen zeigen, dass die Stadt Essen jeden Euro, den sie in die ergänzende Kinderbetreuung investiert hat, sechsfach zurückerhält. Die Ökonomin Prof. Uta Meier-Gräwe hat in einer Simulationsrechnung gezeigt, dass die Kosten-Nutzen-Relation durch die Erwerbsarbeit der Frauen bei 1:6 liegt (siehe „Wirksamkeit und Nutzen flexibler, ergänzender Kinderbetreuung“, 2019).
Ergänzende Kinderbetreuung – Weg aus der Familienarmut
20 Familien kann der VAMV NRW aktuell die ergänzende Kinderbetreuung anbieten. Die Warteliste auf einen Platz war lang. Gabriela Cambour hat vor zwei Jahren großes Glück gehabt und einen Platz bekommen. „Die Kinderfee hat mich damals gerettet!“ Gabriela Cambour ist im zweiten Ausbildungsjahr im Elisabethkrankenhaus als ihre Kinderbetreuung zusammenbricht. Ihre Töchter waren zehn und zwei Jahre alt. „Ich konnte sie unmöglich während meiner Schichtdienste alleine zuhause lassen“, erinnert sich die alleinerziehende Mutter. Würde sie in einer anderen Stadt leben, hätte sie ihre Ausbildung abbrechen müssen. In Essen konnte sie sich an den VAMV NRW wenden und mit dessen Unterstützung im März dieses Jahres ihre Ausbildung abschließen. „Ich bin sehr dankbar und erleichtert, dass ich jetzt endlich richtig arbeiten kann“, freut sich Gabriela Cambour. „Ohne die Hilfe der Stadt Essen und der Kinderfee hätte ich das niemals geschafft.“
„Der Erfolg von Gabriela Cambour und den anderen Frauen zeigt, dass die bedarfsgerechte Kinderbetreuung der Schlüssel für die Berufstätigkeit und der Weg aus der Armut für viele Frauen ist“, sagt Antje Beierling vom VAMV NRW. „Hätten wir wie in Essen endlich in allen Kommunen eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung auch in Randzeiten, könnten wir mehrere Probleme angehen: das hohe Armutsrisiko bei Alleinerziehenden und den Personalmangel in der Pflege.“ Mehr als ein Drittel der alleinerziehenden Mütter, die jetzt Transferleistungen erhalten wollen arbeiten, das zeigt auch der aktuelle Familienreport des Bundesfamilienministeriums.
Der VAMV NRW hat mit Stiftungsmitteln eine Transferstelle eingerichtet, die den landesweiten Ausbau der ergänzenden Kinderbetreuung in Nordrhein-Westfalen vorantreiben soll.